Frau Blazevic, vor vier Jahren sprangen Sie zusammen mit ihrer Mutter ins kalte Wasser und gründeten das Bademoden-Label «Volans». Nun, dabei hatten Sie sicher beide schon eine Vorstellung davon, mit welchen Badeanzügen Sie das tun wollen.
Ja sicher! Meine Mutter Mira arbeitete über 44 Jahre lang für Calida und Lahco im Bereich Bademode. Aber auch zusammen nähten wir schon früh Badeanzüge. Eine meiner Freundinnen besitzt noch heute einen Badeanzug, den wir zusammen für sie gemacht hatten, als ich noch ein Teenager war.
Ursprünglich hatten Sie aber eine völlig andere berufliche Laufbahn eingeschlagen. Wie fanden Sie schliesslich zur Bademode?
Stimmt, ich studierte Wirtschaft und war während mehr als 15 Jahren als Head of Marketing im Beauty- und Fashionhandel tätig. Ich wollte für mich eine neue Herausforderung finden, die ich für sinnvoll halte und in der ich meine Leidenschaft für Bademode ausleben kann. Zufällig ging zur gleichen Zeit meine Mutter in Rente, hatte aber noch immer Spass am Design und kreativer Arbeit. So entschlossen wir uns dazu, eine Mutter-Tochter Firma zu gründen.

Mira und Ivon Blazevic, das Team von Volans
Die Verbindung von Privatem und Beruf ist nicht immer einfach. Wie funktioniert Ihr Mutter-Tochter-Team?
In unserer Firma macht ganz klar jede von uns das, was sie am besten kann. Meine Mutter ist die Kreative, ich bin für Marketing und Verkauf zuständig. Aber dennoch wird alles im Team besprochen. Jedes Modell, das in unserem Atelier entsteht, ist ein Werk von uns beiden. Wir probieren und experimentieren so lang, bis das Resultat uns beiden gefällt. Wir haben zwar grundsätzlich den gleichen Geschmack, aber jede von uns bringt auch ihre eigenen Vorlieben in Bezug auf Farbe, Form und Material mit ein.
Der Entwurf ist das eine, dessen Umsetzung ist aber genauso wichtig. Sie lassen ihre Kollektion in Kroatien fertigen. Wie kam es dazu?
Schon als meine Mutter noch für Calida und Lahco arbeitete, wurde in Kroatien und Slowenien produziert.
Da damit gute Erfahrungen gemacht worden waren, entschlossen auch wir uns dazu, eine geeignete Firma zu finden. Wir prüften viele verschiedene Betriebe und führten viele Gespräche. Unsere Wahl fiel auf einen Familienbetrieb in der Nähe von Karlovac, welcher über eine 30jährige Erfahrung in der Produktion hochwertiger Bademode verfügt und uns durch seine Qualität überzeugte. Gemeinsame Sprache und Kultur sind dabei sehr grosse Vorteile, denn während der Produktion sind wir stets vor Ort und arbeiten mit. Das Unternehmen liegt in einer Gemeinde mit 1100 Einwohnern, die wirtschaftlich direkt oder indirekt von dieser Produktionsstätte abhängig ist. So leisten wir mit unseren Aufträgen auch einen Beitrag zur wirtschaftlichen Weiterentwicklung der Region und gegen die Landflucht in Kroatien.
Wie läuft die Zusammenarbeit zwischen den schweizerisch/kroatischen Designerinnen und der Produktionsstätte in Kroatien?
Auf Augenhöhe, von Anfang an. Als wir uns für dieses Unternehmen entschieden, mussten auch wir überzeugen. Der Firmenchef ist ein alter Hase und verstand rasch, dass meine Mutter weiss, wovon sie spricht. Dank dem intensiven Erfahrungsaustausch mit der Produktion in Kroatien können auch wir sehr viel lernen, und das umfassende Know-how der Näherinnen fliesst in unsere neuen Designs ein, was super ist! Wir schätzen diese Zusammenarbeit sehr und freuen uns immer darauf, nach Kroatien zu fahren. Das Unternehmen hat 70 Mitarbeiter, von denen die meisten bis 14 Uhr arbeiten, denn fast alle von ihnen haben auch Familie, Haus und Hof zu versorgen. Für sie sind das ideale Arbeitsbedingungen, die sie uns mit Engagement und Firmentreue vergelten.

Näherin in der Produktionsstätte in Kroatien
Ihrer Firmenphilosophie entnehme ich, dass Sie grossen Wert auf Nachhaltigkeit legen. Wie machen Sie das?
Ja, das liegt uns am Herzen. Produktionsstätte und Zulieferbetriebe, alles sollte so nah wie möglich beisammen gelegen sein, denn wir wollten nicht herumjetten müssen. Wir schafften es, alles, was wir brauchen, in einem Umkreis von 300 km zu finden. Für unsere Badekleider verwenden wir ein Material mit aussergewöhnlich gut formenden Eigenschaften, welches wir von einer der besten Manufakturen für Bademode-Stoffe in der Nähe von Como beziehen. Alles weitere von Volans verarbeitete Material – wie Verschlüsse, Ringe oder Cups – beschaffen wir uns selbst bei einer hochspezialisierten, kleinen Manufaktur in Frankreich in der Nähe von Genf, welche höchste Qualitätsansprüche erfüllt. So wissen wir genau, wo und wie das Zubehör hergestellt wird; auch mit diesen Lieferanten pflegen wir eine sehr enge Beziehung.
Für welchen Kundenkreis entwerfen Sie ihre Modelle?
Unsere Kundinnen sind mehrheitlich über 35 Jahre alt und wünschen sich einen klassischen Badeanzug, in dem sie sich gut bewegen und vor allem wohl fühlen können.
Wo kann man Ihre Bademode kaufen?
Zum einen bekommen Sie unsere Modelle in unserem Onlineshop unter http://www.volans.ch. Zum anderen sind wir auch in grossen Warenhäusern wie Globus, Loeb und Jelmoli sowie in ausgewählten Schweizer Boutiquen vertreten. Zudem sind unsere Produkte neu auch in München beim wunderbaren Ludwig Beck am Marienplatz erhältlich, worauf wir sehr stolz sind.
Frau Blazevic, ich danke Ihnen für das Gespräch, wünsche Ihnen viel Erfolg und einen prächtig warmen Sommer!
Quelle: Libra 49
Interview geführt von: Gloria Sartori Saadi
Übersetzung ins Kroatische: Martina Baričević