Dubravko Žučko, diplomierter Elektroingenieur, Gründer und Leiter des Bereichs Gebäudeautomation bei der Zürcher Burkhalter Technics AG, einem Teil der Burkhalter Gruppe, geht dieses Jahr nach 41 Jahren in den Ruhestand. Er wurde 1956 in Zagreb geboren, wo er sein Studium an der Fakultät für Elektronik und Informatik absolvierte. Bis zu seiner Übersiedlung in die Schweiz arbeitete er bei der Firma Končar-Elektroindustrija, wo er von Anfang an mit Baumanagement-Projekten konfrontiert war. Diese begleiteten ihn während seines ganzen Berufslebens.

Während wir das Panorama von Zürich betrachten, wo viele Gebäude, die das Bild der Stadt prägen – wie Kunsthaus, Universitätsspital, Kongresshaus, Tonhalle und die ganze Europaallee – auch Dubravkos Stempel tragen, sprechen wir für die Libra über einen beeindruckenden beruflichen Werdegang.

Worauf sind Sie in Ihrer Karriere am meisten stolz?

Auf den Aufbau und die Leitung des Bereichs «Gebäudeautomation» bei einem der grössten Elektroinstallationsunternehmen der Schweiz. Dies ist eine spezialisierte Abteilung innerhalb des Kerngeschäfts «Elektroinstallation» der Burkhalter Gruppe. Mit uns nahm der Konzern die Automation in sein Angebot auf und kann damit nun alle Aspekte der Elektrotechnik in Gebäuden abdecken. Die Arbeit unserer Abteilung wird geschätzt und anerkannt, so dass sie sich im Laufe der Zeit zu einem Kompetenzzentrum innerhalb der ganzen Gruppe entwickelte. Bisher konnten wir etwa 30 grössere und über 500 kleinere Projekte realisieren.

Im neuen Bereich begannen wir mit Planung und Konstruktion «intelligenter» Gebäude. Wir automatisieren nicht nur Beleuchtung und Rollläden, sondern auch Heizung, Kühlung, Lüftung und Klimatisierung. Dabei optimieren wir den Einsatz von Strom und Wärme. Automatisierungsfunktionen und Energieoptimierung sind heute aus modernen Gebäuden nicht mehr wegzudenken. Daher konnte sich die Automation innerhalb der Burkhalter Gruppe besonders dynamisch und erfolgreich entwickeln.

Was können Sie kurz über die Burkhalter AG sagen?

Burkhalter ist in erster Linie ein Elektroinstallationsunternehmen, verteilt in fast 50 Filialen an über hundert Standorten in der ganzen Schweiz. Es beschäftigt über 3000 Mitarbeiter, davon 600 Praktikanten. Es befindet sich in ständiger Expansion, denn es werden immer wieder kleine Installationsunternehmen übernommen, was eine schlaue Art zu expandieren ist.

Wann gründeten Sie Ihren Bereich?

Ich begann damit, als ich Ende 2000 von ABB zur Burkhalter Gruppe wechselte. Bereits 2001 erhielten wir unser erstes Projekt, das Kunsthaus Zürich, mit welchem wir vier Jahre beschäftigt waren. Durch dieses Projekt konnten wir viel Know-how gewinnen. Dank der hervorragenden Ergebnisse, die wir dabei erzielten, kamen seither weitere Projekte hinzu. In der Anfangszeit war ich fast allein, heute beschäftigt die Abteilung 30 Top-Ingenieure.

War die Idee von Ihnen?

Ich würde sagen, es beruhte auf Gegenseitigkeit, vielleicht auf meine Anregung hin – denn diesen Job machte ich auch bei Končar. Erste Erfahrungen sammelte ich bereits 1985 bei der Arbeit am INA-s Gebäude an der Avenue Dubrovnik, das bis heute ohne zusätzliche Eingriffe funktioniert, wie auch beim Gebäude des kroatischen Fernsehens (HRT) und bei mehreren anderen.

ABB wurde nämlich im Jahr 2000 einer Wandlung unterzogen, und dieser Geschäftsbereich wurde damals nach Deutschland verlagert. Gleichzeitig trat ein neuer Chef an die Spitze von Burkhalter, der sehr daran interessiert daran war, neue Wirkungsbereiche zu erschliessen. Deshalb wechselte ich zu Burkhalter, wo meine Idee auf fruchtbaren Boden fiel. Ich wurde mit offenen Armen empfangen und erhielt den nötigen Rückhalt.

Wie hoch ist der Anteil am Konzernumsatz, den Ihr Bereich generiert?

Ich schätze, etwa 10 % des gesamten Umsatzes, bei nur rund 5 % der Mitarbeiterzahl. Mit dem Start dieser Abteilung gewann die gesamte Gruppe aber auch an Image. Burkhalter wurde zu einem Unternehmen, das komplexe Aufgaben mit hoher Wertschöpfung erfüllen kann. Neben der Mitwirkung am Elektrobau können wir Gebäuden durch die Automatisierung auch ein Innenleben einhauchen; wir ermöglichen die Kommunikation verschiedener Systeme untereinander.

Wie kamen Sie ursprünglich in die Schweiz? Beabsichtigen Sie, jetzt nach Kroatien zurückzukehren?

Es ist eine interessante Geschichte. Ich kam mit meiner Frau Silva in die Schweiz, da ihr ein Job angeboten worden war; sie ist Expertin auf dem Gebiet der Audiotechnik. Das erste Jahr über war ich mit den Kindern zu Hause. Ich hatte bereits während meiner Končar-Zeit Kontakte zu ABB gehabt und bekam dann auch dort eine Stelle.

Wir wollen in der Schweiz bleiben und kauften uns aus diesem Grund kürzlich eine Wohnung in Männedorf. Wir mögen unser Leben hier. Wir sind beide Bergsteiger und lieben Hügel und Berge, die uns umgeben und welche wir ständig durchwandern. Aber ich besuche Kroatien oft. Der Sohn lebt und arbeitet in Zürich, während die Tochter auf der Insel Rab als Ärztin arbeitet. Wir verbringen sehr gerne Zeit mit unseren Enkeln auf Rab und mit meiner Schwiegermutter auf Krk. Ich mag es auch, mich in meiner Heimatstadt Zagreb aufzuhalten.

Und wie gehen Sie mit dem Heimweh um?

Ich bin weniger an einen Ort gebunden als an die Familie. Mit ihr verbringe ich am liebsten meine Zeit. Obwohl das Leben hier etwas zurückhaltender ist, kann ich hier fast wie in Kroatien leben. Fünf Studienkollegen, die etwa gleich alt sind wie ich, leben mit Ihren Familien in unserer Nähe. Auch mit den Nachbarn verstehen wir uns sehr gut. Die Qualität der Umwelt, in der wir leben, sagt mir ebenso zu wie die Art der Beziehungen, die wir damit haben. Der Kontakt mit und die Verbindung zu Familie und Freunden in Kroatien werden heute durch häufige Videoanrufe erleichtert.

Was ist Ihrer Meinung nach der grösste Unterschied zwischen dem Leben in der Schweiz und in Kroatien?

In der Schweiz ist alles gut geregelt, und das ist für die Lebensqualität entscheidend. Rechte und Pflichten sind klar. Es ist bekannt, was und wie jeder arbeiten muss, damit er gut leben kann, und es gibt nicht allzu viele Überraschungen.

Das Bildungssystem in der Schweiz ist hoch entwickelt und an die realen Bedürfnissen des Marktes, aber auch die Fähigkeiten jedes Einzelnen angepasst. Von der Gesamtzahl der Grundschüler besuchen nur 20 % ein Gymnasium. Der Prozentsatz derer, die ein Studium abschliessen, ist noch geringer. In Kroatien ist die Situation ganz anders. Hier sind die Vorzüge der Dinge klar und zielgerichtet und jeder kann seinen Platz in einem solchen System finden.

Wenn ich das richtig verstehe, fühlen Sie sich gleich stark als Kroate und als Schweizer?

Ich liebe Kroatien. Ich spreche Kroatisch, und ich denke auf Kroatisch. Meine Kinder und Enkel sind Kroaten. Aber gleichzeitig schenkte ich der Schweiz meine besten Jahre und bin hier Bürger. Ich lebe gut und beteilige mich an Entscheidungen, die mein Leben betreffen. Ich würde sagen, dass ich beides bin, Kroate und Schweizer. Bei Wahlen und Abstimmungen in Kroatien mache ich nicht mit, denn ich denke, dass die Menschen, die dort leben, ihre Entscheidungen selbst treffen müssen – ich kann keine Entscheidungen für ein Land treffen, in dem ich nicht lebe und arbeite, weil ich nicht massgebend bin.

Ich muss jedoch zugeben, dass ich mich hier nie als Gastarbeiter fühlte. Als wir uns entschieden, in die Schweiz zu ziehen, entschieden wir uns auch dafür, dies als ganze Familie zu tun. Also war die Entscheidung eigentlich, zum Leben hierher zu kommen, und nicht nur, um zu arbeiten. Das sind doch zwei völlig verschiedene Dinge, oder?

Quelle: Libra 50

Interview: Antonela Grill Zečević

Übersetzung: Ivanka Jerkovic

Fotos: Mike Flam