Obwohl man den Skiurlaub eher mit den Schweizer Alpen in Verbindung bringt, sollte man auf keinen Fall Kroatiens Skikultur ausser Acht lassen. Nicht nur kann man sich im Sommer an zahlreichen kroatischen Stränden entspannen. Empfehlenswert ist es, auch seine Winterferien in den Bergen Kroatiens zu verbringen. «Libra» begibt sich auf die Spurensuche nach der Entstehung der kroatischen Skikultur.

Auch wenn die Geschichte der kroatischen Skikultur eher kurz ist, ist sie dennoch etwas Besonderes. Im Vergleich mit der Schweiz erweisen sich die natürlichen Bedingungen in Kroatien als ungünstiger für den Skitourismus. Trotzdem sind die Kroatinnen und Kroaten stolz auf ihre über 300’000 Skifahrerinnen und Skifahrer.

Den Meilenstein für die Anfänge der kroatischen Skikultur markiert der berühmte kroatische Historiker und Sportautor Franjo Bučar (1866-1946) noch im 19. Jahrhundert. Bučar hatte seinen Abschluss an der Universität in Stockholm gemacht und brachte sein Wissen nach Kroatien. Auf den Pisten des Hügels Cmrok in Zagreb unterrichtete Bučar 1894 die Sportlehrpersonen die grundlegenden Techniken des Skifahrens. Ausserdem war er der erste Kroate, der an einem Skiwettbewerb teilnahm. In der Tschechischen Republik gewann er den zweiten Platz.

Was die Skivereine betrifft, gab es bis zum ersten Weltkrieg einen einzigen, den HASK (Kroatischer akademischer Sportklub), mit einer Skisektion. Nach dem ersten Weltkrieg wurde diese Sektion zum ersten Skiklub in der kroatischen Skigeschichte. Seitdem ging es mit der Skikultur in Kroatien stets bergauf. 1934 wurde die Versammlung der kroatischen Skilehrer und -trainer (HZUTS) ins Leben gerufen. Deren Hauptziel war, den Skisport allen Menschen, vor allem Jugendlichen, näher zu bringen. Heute gehört die HZUTS zum Internationalen Skilehrerverband (ISIA) und zum Internationalen Verband der Schneesport-Instruktoren (IVSI).

Besonders stolz sind die Kroatinnen und Kroaten auf ihre berühmteste Skifahrerfamilie, welche sich Ende der 90er-Jahre des 20. Jahrhunderts äusserst erfolgreich im Skisport erwies. Es handelt sich dabei um die Familie Kostelić, welche nicht nur die Aufmerksamkeit von ganz Kroatien, sondern auch der ganzen Welt durch ihre Erfolge auf sich ziehen konnte. Nach allen den Erfolgen der Geschwister Janica und Ivica Kostelić änderte sich die Einstellung gegenüber dem Skisport in Kroatien rasant. Es wurde viel mehr Geld in junge Talente und in die skisportliche Ausbildung investiert, zudem wurden die Skipisten in ganz Kroatien modernisiert und auf Hochglanz gebracht. Alles in allem bekam der Skisport Anfang des 21. Jahrhunderts eine völlig neue und vor allem wichtigere Bedeutung in Kroatien. Das zeigt sich auch darin, dass regelmässig internationale Skiwettkämpfe auf dem Berg Sljeme in Zagreb stattfinden.