Humor erleichtert das Leben. Er fördert die Kreativität und die eigene Motivation, erleichtert die Kommunikation und entschärft Konflikte. Studien belegen, dass die Menschen vor 40 Jahren noch dreimal so viel lachten wie heute. Kinder lächeln im Durchschnitt 400-mal am Tag, Erwachsene nur 15-mal. Inzwischen hat auch die Wissenschaft den Humor entdeckt: Lachübungen sollen lustvoll entspannen, Stress abbauen und das Immunsystem verbessern.

In der Medizin ist man auch heute noch etwas skeptisch, ob Lachen und Humor als «Heilmethode» betrachtet werden dürfen. Kann man mit Humor Krankheiten vertreiben? Müssen medizinische Behandlung und Pflege nicht «todernst» sein, um eben ernst genommen zu werden? Heisst es auch im Volksmund «Lachen ist die beste Medizin», so bedarf es für wissenschaftliche Anerkennung der evidenzbasierten und qualitätsorientierten Forschung. Die Gelotologie, die Wissenschaft vom Lachen und Humor, ist noch relativ jung. Dennoch gibt es in den letzten Jahren vermehrt Untersuchungen, die zumindest ernstzunehmende Hinweise darauf geben, dass eine gezielte Förderung von Lachen und Humor auch bei alten Menschen gesundheitsfördernd sein kann. Erinnert sei an den österreichischen Neurologen und Psychiater Viktor Frankl (1905-1997), der schrieb: «Nichts vermöchte die Umstellung gegenüber menschlicher Bedingt- und Gegebenheiten so heilsam zu gestalten wie der Humor». Wie von Freud postuliert wurde, kann Humor der höchste der Abwehrprozesse der Psyche sein, um uns vor Angst zu schützen. Inzwischen hat auch die Wirtschaft den Humor entdeckt: Immer öfter schicken grosse Konzerne ihre Mitarbeiter zu Humorseminaren, um Motivation, Kreativität und Arbeitsleistung der Mitarbeiter zu steigern.

Humor kann heilen

Herzhaftes Lachen verändert Muskeltonus, Herzfrequenz, Blutdruck und Atemtiefe. So spannen sich die Muskeln im Gesicht oder an der Bauchdecke an, während gleichzeitig die Spannung in Arm- und Beinmuskulatur, aber auch an Blasen- und Darmschliessmuskeln sinkt. Das Schmerzempfinden lässt nach, und die Hauttemperatur steigt an. Nach dem Lachen entspannt sich der Körper wieder, die zuvor gestiegene Herzfrequenz und der Blutdruck sinken. Doch Lachen beeinflusst auch eine Reihe von Stoffwechselvorgängen: Beim Lachen werden – wie beim Joggen – Glückshormone freigesetzt, Stress wird deutlich reduziert, das Immunsystem gestärkt und die Durchblutung gefördert. Zudem wurde eine Abnahme der Stresshormone beobachtet – dazu gehört neben Adrenalin auch Cortison. Lachen fördert das Wohlbefinden, macht den Menschen attraktiver, zieht andere Menschen an und schwächt Konflikte ab. Eine Studie des Max-Planck-Instituts zeigt, dass Frauen, die oft und stimmhaft lachen, bei Männern auf der sogenannten SES (Sexual Experience Scale) stärkeres Interesse wecken.

Lachen statt leiden

Mit zunehmendem Lebensalter wird den meisten von uns der Humor ausgetrieben; Erziehung und gesellschaftliche Zwänge hindern uns am Lachen, obwohl eigentlich alle einen Sinn für Humor hätten. Traumata, Ängste und innere Blockaden nehmen im Alter zu, denn je älter wir werden, desto mehr passen wir uns an gesellschaftliche Normen an und können Gefühle weniger offen zeigen. Schade – denn Humor ist die beste Therapie! Seit den 80er-Jahren des 20. Jahrhunderts wird in der USA das Lachen therapeutisch eingesetzt. Mit Hilfe der Humortherapie in der Betreuung älterer Menschen ist es möglich, den Sinn für Humor in jedem Einzelnen zu wecken, zu fördern und zu zeigen! Denn Humor wirkt lebensbejahend, macht kreativer und lebendiger. Studien zeigen, dass Humor bei depressiven Alterspatienten als begleitende Therapie die Lebensqualität verbessert und die depressiv-verzerrte Wahrnehmung reduziert. In Altersheimen und Pflegeeinrichtungen wird zu wenig gelacht. Humor ist für die Gestaltung eines angstfreien Milieus eine so wichtige Aufgabe, dass sie nicht «ernst» genug genommen werden kann. Humor weckt bei älteren Menschen die Lebensfreude, verringert Lebensangst, Unsicherheit, Beschwerden und Hoffnungslosigkeit. Er erfordert ein feines, innerpsychisches Zusammenspiel zwischen Betreuenden und Patienten. Er fördert Realitätsbewusstsein, Lebendigkeit, Fröhlichkeit und Lebenssinn. Er sollte mehr Raum in der Betreuung und Therapie älterer Menschen bekommen.

Deshalb: Lacht, bleibt gesund und lebt länger!

Die Autorin, Dr. med. Ivanka Radman, M. Sc. ist Fachärztin Psychiatrie und Psychotherapie FMH, speziell für Alterspsychiatrie und Alterspsychotherapie

Übersetzung ins Kroatische: Vesna Soko

                                                         Quelle: Libra 50