Mein aktuelles Buch ist eines der ersten, das Emotionen und die Ernährungsweise miteinander verknüpft. Ich habe es zufällig in einem Buchkatalog entdeckt. Das Thema interessierte mich. Erst später erfuhr ich, dass der Autor aus meinem Heimatland kommt. Dr. Sandi Krstinić wurde in Rijeka geboren, wo er auch 1995 sein Medizinstudium beendete und sich auf Biomedizin spezialisierte. 1997 erhielt er den akademischen Grad eines Magisters der Medizin. Als Gast, Co-Autor und Autor hat er an einer Reihe elektronischer und gedruckter Publikationen zum Thema Ernährung und Gesundheit mitgewirkt. Zu seinem Interessengebiet zählt die Neurotrophologie, eine junge Wissenschaftsdisziplin, die sich mit der Wirkung von Nahrungsmitteln auf die Entstehung von Emotionen befasst. Das Buch wurde aus dem Kroatischen übersetzt von Blanka Stipetić. Die 1. Auflage erschien 2010 in Deutschland bei der Verlagsgesellschaft Windpferd. Über Kaffee, Farben, Musik, Düfte, Gewürze, Schlaf, Depressionen und viele andere Dinge schreibt Dr. Krstinić in seinem Buch.

Was sind Neurotransmitter?

Das sind biochemische Stoffe, die von einer Nervenzelle produziert werden und in einem einzigartigen Vorgang in den Raum zwischen zwei Nervenzellen ausgeschüttet werden. In diesen Zwischenräumen verbinden sie sich mit speziellen Rezeptoren auf der Oberfläche der anderen Nervenzelle und verursachen eine bestimmte Reaktion, eine Emotion. Für diesen Vorgang brauchen sie Enzyme, also Verbindungen, die bestimmte chemische Reaktionen ermöglichen und beschleunigen. Enzyme werden in unserem Körper aus Substanzen hergestellt, die wir über die Nahrung aufnehmen.

Wir greifen instinktiv nach süssen Nahrungsmitteln, die aus Kohlenhydraten bestehen, wenn wir uns unglücklich fühlen, weil solche Nahrung das Entstehen von Serotonin im Gehirn erleichtert und damit das Entstehen von Glücksgefühlen. Da gehören Getreide und Getreideprodukte, Fette und Süssigkeiten, besonders Schokolade und Hülsenfrüchte, dazu. Die Schokolade!!! In der hochentwickelten Zivilisation der Azteken diente Schokolade als Zahlungsmittel. Azteken glaubten, Schokolade schenke Weisheit und verlängere das Leben. Kakaobohnen wachsen auf dem Baum theobroma cacao. Auf Griechisch bedeutet das „Speise der Götter“. Und es ist in der Zwischenzeit bewiesen, dass Menschen, welche Schokolade essen, länger leben. Sie enthält Flavonoide, Stoffe mit antioxidierender Wirkung, die die Menge des schlechten LDL-Cholesterins verringern. Sie schützen so das Herz und verringern den Blutdruck. Die dunkle Schokolade enthält mehr Flavonoide. Heute wissen wir, dass Schokolade über 300 Substanzen enthält. Viele von ihnen wirken auf unsere Emotionen. Zum Beispiel das Amphetamin Phenyletylamin, auch Liebessubstanz genannt. Es trägt zu einer Erhöhung des Dopamins im Gehirn bei. Dieses wird in den Zentren für Genuss ausgeschüttet, zur höchsten Konzentration kommt es während eines Orgasmus. Durch den Genuss von Schokolade erhöht sich das Endorphin im Gehirn, welches wiederum die Schmerztoleranz erhöht. Schokolade ist ausserdem reich an Magnesium, dessen Mangel die Intensität des prämenstruellen Syndroms verstärkt.

Aber für die Entstehung von Glückgefühlen ist Dopamin noch wichtiger. Da gehören Lebensmittel wie Obst und Gemüse dazu, weil sie eine leichtere und schnellere Synthese von Dopamin im Gehirn ermöglichen. Es gibt kaum wirkungsvollere Desserts für eine Verlängerung des Glücksgefühls als Bananen mit Schokolade oder Erdbeeren in Champagner. Die Kohlensäure des Schaumweins beschleunigt die Absorption nährstoffreicher Substanzen aus den Erdbeeren in unserem Körper, die kleine Menge Alkohol hat eine zusätzlich befreiende Wirkung und trägt zu unserem Wohlbefinden bei.

Eine gelungene Kombination für gute Stimmung kannten auch schon unsere Vorfahren in Istrien: Schinken und Käse als Vorspeise. Käse wirkt auf die Entwicklung von Glücksgefühlen. Schinken ist ein gesundes rotes Fleisch, es gibt uns Antrieb und Energie, sofern der Schinken nicht zu stark gesalzen ist. Er wirkt auf das Adrenalin, das Aktivität verleiht, uns anregt und Antriebslosigkeit vertreibt. Mit einem Glas Rotwein, wodurch mehr Sauerstoff ins Gehirn gelangt, ist eine Mahlzeit perfekt abgerundet.

Wut ist eine Emotion, die Schärfe assoziiert. Schärfe ist nur eine höhere Stufe von Säure. Gegen Übersäuerung helfen Kefir, Joghurt, Käse und Milch, weil sie basisch sind und Bestandteile beinhalten, aus welchen im Gehirn Gaba entsteht. Gaba ist ein Neurotransmitter, der im Gehirn eine verhindernde Rolle spielt, das heisst, er beruhigt, entspannt, hemmt. Schon unsere Grossmütter wussten, dass eine Tasse Milch vor dem Schlafengehen beruhigt und den Schlaf erleichtert. Und wie helfen wir uns, wenn wir niedergeschlagen und traurig sind? Erst müssen wir annehmen, dass Niedergeschlagenheit und Trauer normale Prozesse sind, die jeder Mensch nach einem bestimmten traurigen Ereignis durchläuft. Die Rückkehr zur Lebenslust können wir beschleunigen, indem wir unser Gehirn über die Nahrungsaufnahme mit ausreichend Stoffen versorgen, aus denen der Neurotransmitter Noradrenalin gebildet wird. Dieser unterstützt Aktivität. Aber Vorsicht, bei Wut ist Noradrenalin schon im Überfluss vorhanden, und wenn eine bestimmte Menge überschritten wird, kann Wut in Aggression umschlagen. Wenn wir Wut empfinden, sollten wir Speisen vermeiden, die aus rotem Fleisch zubereitet werden. Im Zustand der Antriebslosigkeit sind proteinreiche Speisen zu empfehlen. Sie geben dem Körper Energie und Elan und treiben zu Aktivitäten an. Fisch hat das grösste Potential im Kampf gegen Antriebslosigkeit und ist zusätzlich reich an Omega-3-Fettsäuren, welche eine schützende Wirkung auf die Blutgefässe haben.

In diesem Jahrzehnt entdeckten Wissenschaftler, dass Vitamin C das Sexualleben verbessert. Das wussten schon die alten Römer und assen Zitrusfrüchte und Trauben vor, nach und während ihrer Orgien. Die Ascorbinsäure, wie Vitamin C auch genannt wird, verbessert den Tonus der Blutgefässe und erhöht die Ausschüttung von Oxytocin ins Gehirn. Oxytocin ist ein Hormon, das eine Rolle bei der Entstehung von sexueller Lust spielt. Menschen, die Vitamin C nehmen, haben häufiger Sex als andere ohne dieses Vitamin. Besonders wirksam für die Verbesserung der sexuellen Aktivität sind alle Zitrusfrüchte, Kirschen, Granatapfel, Tomaten, rote Paprika u.a.m. Trauben sind am wertvollsten. Wenn man sie zerkaut, sondern die Traubenkerne einen Stoff ab, der uns vor erhöhten Cholesterinwerten schützt. Trauben erhalten einen Stoff namens Resveratrol, welcher die Lern- und Erinnerungsprozesse unterstützt und unser Gehirn länger jung bleiben lässt. Auch Rotwein enthält Resveratrol, aber bitte, wegen seinem Alkoholgehalt nicht übertreiben!

Vorbereitet von: Iris Smokvina
Übersetzung: Jelena Kantar
Foto: Vedran Tolić