In unserer Alltagssprache hören wir oft jemanden sagen „ich habe Panik“ oder „ich bin depressiv“. Zum Glück sind das oft Bekundungen eines augenblicklichen Emotionszustandes und kein klinisches Bild. Aber, was ist eigentlich eine Depression?

Die Depression ist eine Erkrankung, welche das Seelenleben betrifft und sich von Mensch zu Mensch unterschiedlich äussern kann. Bei einer Depression kommen immer mehrere Krankheitsmerkmale zusammen, welche sich je nach ihrer Ursache, Intensität und Ausprägung, anders manifestieren. Es gibt viele mögliche Ursachen der Depression: genetische Veranlagung, Belastungen und Veränderungen im Privat- oder Berufsleben, Erschöpfung, klimakterische Depression, Wochenbett-Depression, Winterdepression, sekundäre Depression als Folge anderer seelischer oder körperlicher Erkrankungen. Viele von diesen Ereignissen werden auf die Mehrheit der Menschen keinen solchen Einfluss haben, auf manche jedoch schon. Es kommt auf die genetische Veranlagung und die Vulnerabilität auf.

Die Symptome können sich allmählich, über Wochen und Monate, oder sehr rasch innerhalb von Tagen entwickeln. Viele depressive Menschen konzentrieren sich auf ihre körperlichen Symptome und vermuten in ihren Beschwerden eine organische Ursache, oder sie halten sich irrtümlicherweise für Versager. In der Regel unterscheidet man verschiedene Depressionsformen: leichte Depressionen (einige, nicht allzu stark ausgeprägte Symptome, Funktions- und Leistungsniveau ist noch erhalten), mittelschwere Depressionen (ein breites Spektrum an Symptomen, Probleme bei der Bewältigung des Berufs- oder Privatlebens) sowie schwere Depressionen (stationäre Behandlung in einer psychiatrischen Klinik).

Eine Depression kann Monate oder Jahre andauern. Es kann bei einer einzelnen Episode bleiben oder zu Wiederholungen kommen. Durch eine entsprechende Behandlung können Rückfälle mit hoher Wahrscheinlichkeit verhindert werden. Die anerkannten Behandlungsformen sind Psychotherapie und die Einnahme von Antidepressiva. Bei schwerer Depression sind Medikamenten unabdingbar. Bei leichten und mittelschweren Ausprägungen ist eine Psychotherapie eine Möglichkeit. Ob dazu auch Medikamenten notwendig sind, soll die behandelnde Fachperson entscheiden (Psychologe, Psychiater). Antidepressiva haben kein Suchtpotenzial, sie machen nicht abhängig.

„Warnsignale“, die man sich merken kann als frühzeitiges Erkennen von Depressionen:

  • Ich vermeide Begegnungen und Anlässe.
  • Ich fühle mich niedergeschlagen.
  • Ich möchte meine Ruhe haben.
  • Ich mag morgens nicht aufstehen.
  • Ich kleide mich am liebsten in schwarz und grau.
  • Es ist mir egal wie ich aussehe.
  • Es fällt mir alles schwer, ich habe keine Kraft.
  • Mein Appetit hat sich verändert.
  • Mein Schlaf hat sich verändert.
  • Ich vernachlässige meine Pflichten.
  • Ich habe keine Lust mit Freunden zu telefonieren.
  • Es ist mir plötzlich alles egal.
  • Es interessiert mich nicht, worüber andere reden, alles ist unwichtig und banal.
  • Mein Leben ist verfehlt.
  • Ich denke vermehrt darüber nach, ob das Leben einen Sinn hat.
  • Ich bin abends erleichtert, dass noch ein Tag vorüber ist.
  • Ich rede leiser als sonst.
  • Es kommen mir leichter Tränen als sonst.

Sollten diese Symptome mehrheitlich fast täglich und für den grössten Teil des Tages während zwanzig Tagen auftreten, dann sollte zuerst der Hausarzt bzw. die Hausärztin konsultiert werden. Er oder sie wird feststellen können, ob diesen Symptomen eine organische Erkrankung zu Grunde liegt. Wenn dies ausgeschlossen werden kann, dann ist es wichtig, ohne zu zögern eine psychotherapeutische Behandlung in Anspruch zu nehmen. Eine Depression ist eine ernstzunehmende Erkrankung, welche für einen selber und die Familie ernsthafte Folgen haben kann.

Text: Mira Budimić