Städtische Weinberge in Zürich und Zagreb
Weinberge liegen meist an Südhängen, in der Natur, weit weg von Hetze und menschlichem Getümmel. Für viele sind sie gerade deswegen ein idealer Ort für Zuflucht und Erholung vom Alltag.
Es gibt einige Städte, darunter auch Zagreb und Zürich, in denen – im Zentrum oder unweit davon – man auf Weinberge treffen kann.
Einer dieser Weinberge liegt in Zagreb zwischen den Radićeva- und Tkalčićeva-Strassen. Er wird von Emil Teskeredžić gepflegt. Er entschloss sich eines Tages dazu, unterhalb seines Hauses an der Radićeva-Strasse einen Weinberg anzulegen – heutzutage eine Attraktion für Einheimische wie auch für Touristinnen und Touristen. Auf tausend Quadratmetern wachsen in dreissig Reihen insgesamt fünfhundert Reben. Emil Teskeredžić produziert Schaumwein und Traubensaft, ausschliesslich für Familie und Freunde. In guten Jahren ergibt die Lese 600 bis 700 kg Trauben, aus denen er 350 Flaschen Schaumwein produzieren kann. Dragutin Kiš, einer der ersten kroatischen Landschaftsarchitekten, war verantwortlich für das Projekt. Erst aufgrund dieses Projektvorschlags erhielt Teskeredžić die Bewilligung für seinen Weinberg.
Heutzutage ist dieser Weinberg der einzige auf Zagreber Stadtboden. In der Vergangenheit war dies völlig anders: Früher gab es in und um Zagreb überall Weinberge – auf den Zagreber Hügeln, aber beispielsweise auch dort, wo heute die Seilbahn in die Oberstadt führt. Davon zeugt die Tatsache, dass im 16. Jahrhundert das Haupt-Exportprodukt von Zagreb eben – Wein war!
Auch Zürich hat seinen städtischen Weinberg, der sich in Höngg über 14 Hektaren erstreckt.
Diesen Weinberg gibt es bereits seit etwa 1300; andere Quellen erwähnen ihn sogar noch früher. Bis etwa ins Jahr 1900 war Weinbau die Haupteinnahmequelle des Dorfes Höngg zwischen Limmat und Hönggerberg. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gab es in der Stadt Zürich noch insgesamt 400 Hektaren Weinberge, eine Fläche, die etwa 400 Fussballfeldern entspricht.
Die Zunahme der Bautätigkeit, aber auch allerlei Rebenkrankheiten führten dazu, dass in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts die Rebfläche in Zürich zurückging.
In den fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts wurde auf Initiative von Kantonsrat Heinrich Zweifel und Emil Landolt, des damaligen Zürcher Stadtpräsidenten, die Bewirtschaftung der Höngger Weinberge wieder von der Stadt Zürich übernommen.
Heute werden die Zürcher Reben nach biologischen Richtlinien angebaut. Dadurch ist ein natürlicher Anbau des Zürcher Stadtweins garantiert.
Im Zürcher Weinberg werden Führungen für die Besucher, aber auch verschiedene weitere touristische Highlights angeboten.
Quelle: Libra 53
Text: Helena Marino
Übersetzung auf Deutsch: Sandra Grizelj