Piëch Mark Zero ist eine neue Ära der Sportwagen und wird mit Porsche konkurrieren
Rea Stark Rajčić ist der zweite Kroate in der Welt der schnellen Elektroautos. Zusammen mit Anton Piëch, dem Sohn von Ferdinand Piëch (ehemaliger Vorstandsvorsitzender von Volkswagen und Urenkel von Ferdinand Porsche) gründete er das Schweizer Start-Up «Piëch Automotive». Rajčić ist auch Vorstandsmitglied und Designer des Prototypen, des Zweisitzers Piëch Mark Zero, der auf dem diesjährigen Genfer Autosalon vorgestellt wurde.
Während sein Unternehmen von Alumni der Schweizer Universitäten besucht wird, erklärt er Libra, deren Grafik-Editor er einmal war, warum Mate Rimac für ihn kein Konkurrent ist. Der kreative 36-Jährige erzählt von den Anfängen der Autoindustrie, wodurch er zu diesem Abenteuer inspiriert wurde, und über seine kroatischen Wurzeln.
Wie ist Piëch Automotive gestartet?
Toni Piëch und ich sind seit vielen Jahren befreundet, ich bin sogar der Götti seines Sohnes. Nachdem aus einem Gespräch vor vier Jahren eine Idee hervorgegangen war, begannen wir, diese Idee in unseren Studios zu verwirklichen, sozusagen unterhalb des Radars und ohne irgendeine Art von Publikum. Er hat sich schon immer mit Autos beschäftigt, und ich wollte etwas völlig Neues ausprobieren. Es kostete viel Design- und Engineering-Arbeit, und das Ergebnis davon ist der Piëch Mark Zero. Es wurde auf dem diesjährigen Genfer Autosalon vorgestellt und stiess auf grosses Interesse.
Was für ein Auto ist das?
Piëch Mark Zero ist ein elektrisches Konzeptauto, das sich aber nicht stur auf elektrischen Antrieb beschränkt. Wir bieten eine Plattform für alle Arten von Fahrzeugantrieben wie Elektro-, Hybrid- und Benzinantrieb.
Wodurch wurden Sie beim Design des Autos inspiriert?
Ich liebe Design aus den 60ern und 70ern. Ich wollte, dass das Auto klassisch für diese Zeit gestaltet wird. Sie kennen es sicher: ein nettes Auto für den Gentleman.
Es erinnert mich ein wenig an Autos aus James-Bond-Filmen.
Ja, man könnte sagen, dass es dem Aston Martin DB4 oder DB5 ähnlich ist, aber es vereint viele popkulturelle Designs. Zum Beispiel erinnert die Rückseite des Autos an Iron Mans Maske aus dem gleichnamigen Comic.
Mögen Sie Comics wirklich?
Ich liebe Comics, und wie Sie sehen können, ist Iron Man mein Favorit.
Sind auch Kroaten auf der Käuferliste?
Ja, es gibt drei potentielle Käufer aus Kroatien.
Werden Sie in Kroatien investieren? Vielleicht dort mit der Produktion beginnen?
Leider gibt es in Kroatien keine Voraussetzungen für die Produktion auf dem von uns benötigten Niveau. Wir haben ein grosses Engineering-Zentrum in München und sind darauf fokussiert. Wir wollten jedoch ein Zentrum für Design und technologische Entwicklung in Split eröffnen. Es gibt viele kreative Menschen in Kroatien, und das könnte uns allen von Nutzen sein.
Kennen Sie Mate Rimac? Ist Rimac Cars eine Konkurrenz für Sie?
Wir sind definitiv keine Konkurrenten, weil wir verschiedene Dinge tun. Er ist der Hersteller des sogenannten Hypercars, während wir Sportwagen bauen. Unser Auto kostet zwischen 150’000 und 170’000 Euro, das seine über eine Million. Er zeigt wegweisend die Zukunft der Mobilität. Ich denke sehr gut über ihn und halte ihn für sehr intelligent ist. Ich traf ihn auf dem Genfer Salon und besuchte ihn in Sv. Nedelja. Er, Tony und ich haben sogar ein Gruppengespräch, in dem wir verschiedene Dinge besprechen.
Wer ist denn Ihre Konkurrenz?
Das ist schwer zu sagen. Konkret würde ich niemanden als Konkurrenten bezeichnen, weil alle viel älter und grösser als wir sind und unsere Mission anders ist, aber wir gehen mit dem Porsche Taycan in die Arena. Wir vergleichen uns mit Sportwagen und versuchen, eine neue Ära in der Kategorie vollwertiger Sportwagen einzuleiten.
Haben Sie jemals davon geträumt, diesen Job zu machen?
Obwohl ich schon immer autoverrückt war, hatte ich nicht erwartet, einmal in der Autoindustrie zu arbeiten. Als 16-Jähriger habe ich Alfa Romeo-Motoren gewechselt und verbessert, aber ich hätte nicht mal im Traum daran gedacht, dass ich Autos entwerfen würde. Dies ist mein erstes Autodesign. Zuvor war ich mit der Gestaltung von Konsumgütern befasst. Ich entwarf zum Beispiel Nespresso-Kaffeemaschinen. Es machte Spass, aber ein Auto zu entwerfen ist etwas ganz anderes, viel komplizierter und anspruchsvoller – selbst mit einem Team von etwa 20 Designern.
Was war für Sie am schwierigsten zu entwerfen?
Äh, das waren die Leuchten. Mit den Scheinwerfern bin ich immer noch nicht ganz zufrieden.
Was ist Ihr Geschäftsmodell? Wird das Auto in Serie gehen?
Unser Geschäftsmodell ist einzigartig. Wir sind gerade mitten in der Produktionsplanung. Das Optimum für die Massenproduktion liegt zwischen neun- und zehntausend Einheiten pro Jahr. Dies ist mehr als bei Aston Martin, und ungefähr so viel wie Ferrari produziert.
In welcher Planungsphase befinden Sie sich?
Wir brauchen noch zwei bis drei Jahre, bis wir auf den Markt kommen. Wir müssen noch einige Winter- und Sommertests machen, neben vielen anderen kleinen Dingen.
Das ist also ein Siebenjahresplan.
Das stimmt, und jetzt haben wir bereits die Hälfte dieses Plans abgearbeitet. Neben dem Testen der Prototypen hängt die Produktion auch von Geld und Investitionen ab.
Wie viel Geld brauchen Sie, und woher würde es kommen?
Die nächste Investitionsrunde soll mit Mitteln der wichtigsten Schweizer Banken und Venture Capital Fonds rund 300 Millionen Franken betragen.
Gibt es bestimmte Risikokapitalfonds, die Interesse gezeigt haben?
Das Interesse grosser internationaler Venture Capital Fonds ist gross. Diese Art von Investition ist aus dem Nahen Osten, China oder Nordamerika leichter zu erhalten. Auch Investoren im Silicon Valley zeigten Interesse. Mehr kann ich leider nicht sagen.
Wieviel wurde bisher investiert? Wer sind die Investoren?
Bisher wurden knapp 30 Millionen Franken investiert, und das Startkapital stammte von uns, unserer Familie und unseren Freunden. Das meiste aus privaten Quellen.
Wollen Sie Ihr eigenes Ladenetz aufbauen oder werden Sie das schon bestehende verwenden?
Batterien sind nicht in unserer Produktion. Wir verwenden Batterien des deutsch-chinesischen Herstellers Desten Group. Dies ist ein brandneuer Batterietyp, und diese Wahl war ziemlich riskant, da wir als Erste eine solche Batterie in ein Auto einbauen. Man kann das Standardladegerät Typ 2 verwenden oder das Auto an unseren Ladestationen aufladen.
Haben Sie bereits Kunden für Piëch Mark Zero?
Wir nehmen keine Vorbestellungen entgegen, aber es gibt eine Liste von 500 potentiellen Kunden.
Fühlen Sie sich gespalten zwischen der Schweiz und Kroatien?
Ich empfinde mich weder als Kroaten noch als Schweizer, ich bin beides. Seine Wurzeln zu kennen ist wichtig, aber ich sehe mich nicht nur als Vater und Ehemann, sondern auch als Weltbürger.
Was können Sie uns über Ihre kroatischen Wurzeln erzählen?
Meine Eltern sind Kroaten, aber ich bin in der Schweiz geboren. Mein Vater spielte Fussball für Schweizer Vereine. Die ersten drei Schuljahre habe ich jedoch in Kroatien, in Kaštela verbracht. Zu Beginn des Krieges sind wir in die Schweiz gezogen. Ich habe schöne Erinnerungen an meine Kindheit, obwohl ich mich erinnere, dass die Schule in Kroatien schwieriger war als in der Schweiz.
Wie oft besuchen Sie Kroatien?
Alle zwei Jahre verbringe ich viel Zeit in Kroatien und besuche neben Kaštela gerne Dubrovnik, die Inseln Korčula, Vis und Hvar. Korčula mag ich besonders wegen der lokalen Weine, die ich liebe. Ich habe auch einen eigenen Weinkeller.
Welches ist Ihr liebster Wein aus Kroatien?
Das ist definitiv Stina, ein Weisswein.
Interview: Antonela Grill Zečević
Übersetzung ins Deutsche: Marina Matić