Angesichts ihrer Arbeit erschien es uns angebracht, das Interview mit der renommierten Make-up-Künstlerin Mitzi Kanižanec Kajfež in ihrer natürlichen Umgebung, dem Dior-Stand in einem bekannten Zürcher Warenhaus, durchzuführen. Entspannt, fröhlich, dynamisch und voller Lebenserfahrung, erzählte uns die in Koprivnica geborene Make-up-Künstlerin ihre Lebensgeschichte.

Was führte Sie in die Schweiz?

Als ich merkte, dass der Krieg bald beginnen würde, packte ich meine Koffer und kam nach Zürich. Ich schloss mich meinem inzwischen verstorbenen Ehemann Franjo Kajfež an, der bereits hier lebte. So hatte ich einen Zufluchtsort und wusste, dass ich mich nicht geirrt hatte. Die Schweiz ist eines der sichersten Länder der Welt, und es macht mir bis heute nichts aus, hier zu sein.

Betrachten Sie Make-up als Hobby oder Beruf? Oder beides? Machten Sie das schon immer?

Ich schloss mein Studium im Aussenhandel in Zagreb ab und arbeitete gleichzeitig fast 15 Jahre lang als Model. Da ich ziemlich lange im Modegeschäft gearbeitet hatte, wurde Make-up zu einer sehr interessanten Option… Ein spontanes Hobby, welches zu einer ernsten Tätigkeit wurde! Ich absolvierte die International Make Up School of London. Nach dem Abschluss arbeitete ich gleich für den renommierten Friseur Vidal Sassoon, und zwar für seine gesamte Kampagne. Dieser Schritt markierte meinen ernsthaften Start in diesem Geschäft. Noch im damaligen Jugoslawien organisierte ich zusammen mit dem Magazin Svijet und der Agentur Eileen Ford Novo lice (heute als Super Model bekannt). Gleichzeitig wurde Eileen Ford meine Agentin in New York. Das ermöglichte mir, als Make-up-Künstlerin gleich auf höchsten Niveau starten, wobei ich auch mit Vogue, Cosmopolitan usw. zusammenarbeiten konnte. Das war der Beginn meiner Karriere.

Was ist der Unterschied zwischen Kroatinnen und Schweizerinnen? Glauben Sie, dass die eine oder andere mehr auf ihr Aussehen achtet?

Mit Sicherheit die Kroatinnen. Es gibt weltweit keine solchen Schönheiten wie in Kroatien! Dies weiss ich aus Erfahrung, weil ich mit vielen Models weltweit gearbeitet habe. Der Unterschied liegt vor allem im Charme. Wir haben den Charme und die Gene, etwas Angeborenes, das uns warm und ästhetisch macht – Eigenschaften, die Schweizerinnen einfach nicht haben.

Was verbindet Sie mit Kroatien? Haben Sie den Wunsch zurückzukehren? Gibt es etwas, das Sie nach Kroatien zurück zieht?

Ich bin mit Kroatien durch viele wundervolle Freundschaften verbunden und finde es ein wundervolles Land, aber ich werde mit Sicherheit nie wieder dorthin zurückkehren.

Wer ist die private Mitzi?

Sie ist eine Frau, die das schöne und komfortable Leben, die Schönheit und den Luxus um sich herum liebt, gesellig ist, Reisen und schöne Städte wie Wien, Paris und New York liebt. Ich liebe Miami. Dies ist eine Stadt, die ich besuche, wann immer ich die Gelegenheit dazu habe und in der ich 16 Jahre lang lebte, genauer gesagt auf der Strecke Zürich-Miami. Damals war es mein Gleichgewicht zwischen Hitze und Kälte. Ich liebe die Oper, klassische Konzerte, gute Restaurants, Shopping, Spa-Behandlungen und alles, was mit Körperpflege und einem angenehmen Leben zu tun hat. Was ich auch liebe, sind lange Spaziergänge in den Schweizer Wäldern – eine der schönsten Seiten dieses Landes. Ich besuche auch gerne Konzerte kroatischer Sänger, wenn sie hier auftreten.

Was würden Sie jungen Make-up-Künstlerinnen empfehlen?

In Kroatien zu bleiben oder Auslandserfahrung zu sammeln? Ich finde es äusserst wichtig, eine Basis in der Heimat zu lassen und stolz darauf zu sein, wer man ist. Unsere Leute, vor allem die jungen, sind sehr kreativ. Kroatien ist ein Land, in dem man eine Menge wundervoller Dinge tun kann, und diese Erfahrung kann man mit sich tragen, wo auch immer man hingeht.

Text: Adriana Svetić

Übersetzung: Marina Matić