Kannst du dich uns kurz vorstellen? Wo lebst du, womit beschäftigst du dich?

Ich lebe, nach eigener Wahl in dem Ort, in dem ich auch geboren wurde – Šibenik. Ich halte die Stadt immer noch für einen der schönsten Orte, die es gibt. Besonders verliebt bin ich in dieses unser Inselparadies und den Nationalpark Kornati, und betrachte uns „Einheimische“ alle als etwas verwöhnt, wenn es um Buchten, Inseln und das saubere Meer geht… Es ist schwer einen anderen Ort zu finden, der es mit einem so hohen Niveau aufnehmen könnte.

Wann hast du deine grosse Liebe zum Segeln entdeckt?

Das Meer und Boote waren schon immer Teil meines Lebens. Als kleines Mädchen habe ich im städtischen Segelclub „Val“, in der Klasse Optimist, mit dem Segeln begonnen, danach in der Klasse Europa und Laser – heute ILCA. So wie ich wuchs, so wurden auch die Boote grösser, mit denen ich segelte! Die meisten Regatten segelte ich auf der wunderschönen, familieneigenen Grand Soleil 40’R. Dieses Jahr habe ich in der Megles 24 – Klasse zu segeln begonnen. Meine Liebe zum Segeln ist wirklich gross. Manchmal scheint es mir so, als ob es dazu nicht durch meine persönliche Wahl kam, sondern es sich hier, wie bei den meisten Lieben, um eine irrationelle Emotion handelt, die mit dem Menschen wächst und die einfach eine Lebensart darstellt. Schaue ich mir heute meine Kinder an, bestätigt sich diese Behauptung. Beide Töchter hatten schon vor ihrer Geburt einige hundert Seemeilen zurückgelegt. auf dem Segelboot standen sie zum ersten Mal, und machten ihre ersten Schritte. An Bord probierten sie zum ersten Mal ein richtiges Essen. Und natürlich lieben auch sie das Meer. Doch denke ich, nicht weil sie es selber wählten – es ist einfach ein Teil von ihnen.

Wie hast du dich überhaupt entschlossen, sich professionell mit Segeln zu beschäftigen? War es schwer, sich dazu zu entscheiden? Fühlst du dich einsam in dem eigentlich männlichen Sport?

Bewusst habe ich sehr wenig dazu beigetragen, Eines führte einfach zum Anderen. Ich weiss nicht, ob dies schwierig war, doch ich weiss, es war wunderbar. Noch immer bin ich jedes Mal, wenn ich auslaufe und das Ruder übernehme, glücklich und dankbar, dass ich da lebe wo ich bin, und dass das Meer mein Medium ist. Ich kann nicht behaupten, dass ich mich einsam fühle, denn immer mehr Frauen begeistern sich für den Segelsport. 20 Jahre lang besass ich „mein“ Frauen-Segelteam, eben um das Segeln unter Frauen zu promoten. Durch diese Crew sind über die Jahre wahrhaft viele Frauen durchgekommen. Und ich bin glücklich, dass sie auf diese Weise offene Türen und ihren Weg zum Segeln fanden, und dass es mir gelang, ihnen meine Begeisterung und Liebe für das Meer zu weiterzugeben. Andererseits sind die Segelkollegen wirklich ausgezeichnet. Ich denke wirklich, dass ich eine aufrichtige Fokussierung und Liebe der Menschen spüre, unabhängig davon welche Tätigkeit sie ausüben. Auf diesem Segel-Niveau gibt es keine männlichen und weiblichen Welten gibt, sondern nur „true“ und „fake“ Segler.

Erzähle uns etwas mehr über dich, wie ist das Leben in Šibenik?

Šibenik ist eine kleine, wunderschöne dalmatinische Stadt, eine von weltweit zwei Städten mit zwei UNESCO Denkmälern, mit Menschen einer besonderen Mentalität, die von Aussenstehenden schwer zu entschlüsseln und zu verstehen ist. Einige Male ergab sich für mich die Gelegenheit, wegzuziehen. Doch stelle ich fest, dass Šibenik eine ausgezeichnete Basis für das Leben und die Erziehung der Kinder ist. Die Stadt ist gross genug, um dem Menschen alles für einen normalen Alltag zu bieten, andererseits aber genügend klein, um Sicherheit und ein einfaches Dasein zu ermöglichen. Es gibt keine stundenlangen Fahrten an die Arbeit, die Kinder gehen zu Fuss zur Schule, und Freunde sind immer in der Nähe. Nach dem Krieg der neunziger Jahren fiel Šibenik in eine Phase der Stagnation. Doch erwies sich dies als positiv, denn auf diese Weise hat die Stadt den Entwicklungs- Irrsinn des Massentourismus übersprungen. In den letzten zehn Jahren bemerke ich eine wunderbare Entwicklung der Stadt in Richtung eines gezielten Kulturtourismus, mit zahlreichen hochkarätigen Veranstaltungen, mit kleinen exklusiven Boutique-Hotels und Top-Apartments, einem Michelin- Restaurant und vielen Details, die das Leben in Šibenik schön machen, für uns ständige Einheimische wie auch für Gäste, die nur einige Tage zu Besuch kommen.

Wer sind primär deine Kunden und wie kommst du an sie ran? Hast du Stammgäste oder wechseln diese jedes Jahr?

Mein wichtigste Kundschaft besteht aus Firmen aus ganz Europa, die Interesse an besonders zugeschnittenen Programmen für ihre Arbeitnehmer und ihre Geschäftspartner haben. Ich verkaufe keine Pauschalreisen, sondern setze für jede Anfrage ein neues Programm zusammen, das so weit wie möglich den Erwartungen der Kunden entspricht. Im Anschluss an die Teilnahme an solchen Programmen melden sich bei uns oft individuelle Gäste mit der Bitte, ihnen ein Charterboot für ihren nächsten Kroatien-Urlaub zu buchen. Und diese Gäste dienen mir als Beweis, dass ich mit meinem Vorhaben, ihnen dieses Paradies auf Erden im bestmöglichen Licht zu zeigen, Erfolg habe. Ich möchte meinen Gästen wenigstens einen Teil der Geschmäcke, Düfte und Emotionen näherbringen, deretwegen ich Dalmatien liebe, wie auch unseren mediterranen Lebensstil. Dalmatien ist so viel mehr als nur ein wunderschönes Meer, Inseln und eine reiche Geschichte, und genau das versuche ich meinen Gästen zu vermitteln. Und wenn sie wiederkehren möchten, zeigt dies, dass sie nicht genug haben, im Wissen, dass es dort noch viel mehr für sie zu entdecken gibt. Mit einigen meinen Kunden arbeite ich schon fast 20 Jahre, und das jährlich. Wir verändern uns gemeinsam, und wie ich bemerke, altern wir zusammen, aber wir haben immer wieder auch Spass miteinander. Aus solchen Beziehungen ergeben sich auch Empfehlungen für neue Gäste. Dies ist mein ganzes Marketing, das ich benutze. Mein Ziel ist es nicht Massentourismus. Ich sage oft, dass wir die Kundschaft Gäste empfangen und bei der Abreise als Freunde verabschieden – darin liegen Reiz und Schönheit meiner Tätigkeit.

Ich bin glücklich zu dieser besonderen Menschengruppe zu gehören. Auf der ganzen Welt sprechen wir eine einzige Sprache, diejenige der Liebe und des Zusammenhalts.

Text: Nikolina Cukrov Lovrić

Übersetzung ins Deutsche: Ana Števanja

Fotos: Ana Gojčeta

Quelle: Libra 52