Der 15. Januar ist ein bedeutsames Datum der neueren kroatischen Geschichte. Im Jahre 1992 war dies der lang ersehnte Tag, an dem zahlreiche Staaten Kroatien als selbstständiges und souveränes Land anerkannt haben. Zehn Jahre später, am 15. Januar 2002, haben Kroaten in der Schweiz den Kroatischen Kulturklub gegründet. In diesem Jahr 2022 wollten wir gerade an diesem Datum diese wichtigen Jubiläen feiern, doch die Pandemie hat dieser Feierlichkeiten leider aufgeschoben. Trotzdem ist dieses Jubiläum ein guter Anlass, um uns an die Umstände und die Notwendigkeit der Gründung eines solchen Klubs zu erinnern.

Über den Kroatische Kulturgemeinschaft

Schon in den siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurde in Zürich der erste Kroatische Verein in der Schweiz, Kroatische Kulturgemeinschaft (KKG), gegründet, der sehr erfolgreich die kroatische Sprache und Kultur förderte und sich aktiv an der Erhaltung der kroatischen Identität beschäftigte. Zu Beginn der Neunziger hatte der Verein schon über 500 Mitglieder in mehreren Zweigstellen. Damals wurden in der Schweiz auch viele andere kroatische Vereine und politische Parteien gegründet.

In die Gemeinschaft kam damals eine Gruppe neuer Mitglieder, mit der Absicht die Handlungsweise in eine sehr bestimmte, politische Richtung zu treiben, obwohl nach den Statuten vorgesehen ist, dass die Gemeinschaft ein kultureller und nichtpolitischer Verein ist. Das Ende des vergangenen Jahrtausends war von Unstimmigkeiten, Auseinandersetzungen und Spaltung geprägt. Der damalige Vorsitzende führte die Gemeinschaft in eine Richtung, die ihrer grössten und stärksten Niederlassung, der Niederlassung Baden-Zürich, vollkommen inakzeptabel war. Im Juli 1999 forderten viele der Mitglieder vom Verwaltungsrat KKG eine außerordentliche Versammlung einzuberufen, um auf legale Art und Weise die entstandenen Probleme zu lösen, um die Zukunft der Gemeinschaft zu bestimmen und die Spaltung der Mitglieder zu verhindern. Dem Verwaltungsrat passte anscheinend genau dies nicht in den Plan. Im Gegenteil, mit seinen Handlungen führte er die Gemeinschaft in die schlimmste Phase seit ihrer Gründung. An der 29. Versammlung der KKG am 02. Dezember 2001 in Biel wurde unter Anderem der Beschluss gefasst, die Niederlassungen in Baden-Zürich und Zürich-Winterthur zu schliessen und zahlreiche Mitglieder zu kündigen. Nach allen diesen unangenehmen Ereignissen in den vergangenen zwei Jahren war dieser Beschluss der Versammlung nur eine logische Folge der Handlungen und Absichten der Gruppe, die damals die Gemeinschaft führte. Man hat radikale Methoden angewandt, die bisher in der Gemeinschaft vollkommen unbekannt waren, wie zum Beispiel die Einleitung des Betreibungsverfahrens für die Zwangseintreibung von Mitgliedschaftsbeiträgen. Dies waren, milde ausgedrückt, kontraproduktive Massnahmen, die unausweichlich mit massenhaften Mitgliedaustritten aus der Gemeinschaft resultierten. Nach dreissig Jahren Tätigkeit fiel die Gemeinschaft einfach auseinander, wurde eigentlich ausgelöscht.

Domjenak, svibanj 2002.

Die Notwendigkeit zu der neuen Organisation

Doch, die Notwendigkeit zum Zusammensein, Organisation diverser gesellschaftlicher Treffen und kultureller Ereignisse bei den Kroaten, aber auch bei ihren schweizerischen Freunden bestand weiterhin. Einige Enthusiasten aus der ehemaligen Niederlassung Baden-Zürich brauchten eben einen Verein, als Rahmen ihrer kulturellen und gesellschaftlichen Wirkens.

Schon am 09. Januar 2002 wird die Sitzung des Initiativeausschusses zur Gründung eines neuen Vereins abgehalten. Man hat sofort eingesehen, dass man sich vom Namen der Kroatischen Kulturgemeinschaft distanzieren musste, egal wie schmerzhaft dies war, denn die Gemeinschaft ist Vielen über die Jahre ans Herz gewachsen, aber sie hat einen schlechten Ruf durch die Handlungen des Verwaltungsrates erworben. Bei diesem Treffen wurde auch über einen neuen Namen, das Programm der Tätigkeiten und die Satzung des Vereins gesprochen, die Feier des zehnjährigen Jubiläums der Anerkennung der Republik Kroatien, das geplante Konzert, die Präsentation des Vereins auf dem bestehenden Portal, die Ausgabe einer neuen Zeitschrift und ähnliches. Es wurde beschlossen, dass der neue Verein alle Verwaltungsgremien in Einklang mit schweizerischen Gesetzen besitzen muss, dass eine Mitgliedschaftsgebühr eingeführt wird und dass die Gründungsversammlung am 15. Januar 2002 abgehalten wird.

Bei den darauf folgenden Treffen wurde die Anschrift des Verbandes, ihre Registration in Baden, die Eröffnung eines Bankkontos, die Einrichtung eines Briefkastens, die Einführung der jährlichen Mitgliedschaftsbeiträge (70 CHF für einzelne Mitglieder, 100 für Familien, für zwei Mitglieder) beschlossen. Man diskutierte auch über das umfangreiche Programm für das Jahr 2002 mit Vorschlägen zum Treffen im Waldhaus, dem jährlichen Tanzabend, dem Kegelabend, dem Konzert in der Villa Boveri, der Kinderparade beim Sechseläuten, dem Adventabend und einer gemeinsamen Reise ins Schauspielhaus in Zürich zu einer Aufführung mit dem kroatischen Schauspieler Zdenko Jelčić. Ebenso wurde besprochen, wie man den Klub der Öffentlichkeit präsentieren sollte und es wurde hierfür ein Bankett in der Villa Boveri am 23. Mai 2002 organisiert.

So war das vor zwanzig Jahren. In der Zwischenzeit hat der Klub unzählige Veranstaltungen, Ausflüge, Gedenkfeiern, Besuche (z.B.  beim Parlament in Aarau und CERN in Genf), Konzerte, Tanzabende, Vorlesungen, Adventsabende, Filmabende mit kroatischen Filmen und anderes organisiert und es wurden 50 Ausgaben der Zeitschrift „Libra“ in diesem Zeitraum ausgegeben. Wir hoffen, dass der Klub auch in den kommenden Jahren die kroatische  Sprache, Kultur und Bräuche pflegen wird, hingebungsvoll an der Promovierung der kroatischen Kultur in der Schweiz tätig sein wird und so auch weiterhin der Freundschaft und dem Verständnis zwischen Kroaten und Schweizern beitragen wird.

Napisala: Vesna Polić Foglar

Slike: Predstavljanje HKK javnosti u vili Boveri 23. svibnja 2002. godine