Ein Freitag, sagen wir. Einer von diesen besonders irrsinnigen früh im Mai, mitten in der Nachmittagshysterie der Quaibrücke. Fünf Freundinnen auf den Velos, in Röckchen, die gerade eben mit dem Rest der Sommerkleider aus dem Kellerschrank ausgegraben wurden und immer noch nach Lavendel und Plastiksack riechen. Die Sonne knallt biestig auf winterzarte Haut herunter, prallt von Autohauben ab, immer stärkere Windböen wirbeln Zeitungen und Servietten hoch.

Man entscheidet sich für ein Cappuccino im Metropol an der Fraumünsterstrasse, das ein japanisches Restaurant ist, und eine Eventlocation, und warum nicht gleich noch eine Kultbar, nicht ohne eine Mosaikterasse.

Im kühlen Zwielicht des Cafés schleiche ich mich mit Elina und Danielle durch den Gang zum Bankettsaal. Manuela und Sonja debattieren noch draussen, ob man auch Schlange stehen soll zusammen mit der Goldküstenjugend, die abends hergeströmt kommt, um vor den neogotischen Bögen der Mosaikterasse Schlange zu stehen.

«Was machen wir hier drin?

Nun, es erzählt sich, es sei im grossen Saal von Metropol, das heute ein Bankettsaal ist, vor nicht einmal so vielen Jahren an rauschenden Bällen getanzt worden. Und tatsächlich schleichen wir uns mal aus der prallen Nachmittagssonne hinein in den dunklen Saal wenn der Barchef mit seiner runden goldenen steampunk-Brille gerade nicht hinsieht. Und wir könnte schwören, dass dieses kastanienhonig-farbene Parkett uns empfängt mit einem «wo wart ihr nur so lange» federndem Seufzen.

«Maja? Was…»

«Können wir jetzt gehen? Wir sollten nicht hier sein.»

«Chills, nimemand kommt.»

Die samtige Dunkelheit, und wie ging das nochmal, im «Gatsby», ich habs eben noch gewusst…»where a hundred pairs of golden and silver slippers», hm «swept»? «Shuffled», «brushed»? Was soll’s, «silver slippers shuffled the shining dust». S-s-sh-sh-s!

Genervte Stimmen von draussen. Wo wir denn stecken? Da müsse man ja ewig anstehen. Auch werde man taub von den vielen Ferraris, die wie auf Laufband um die Ecke gebogen herrollen, wie in Snoop Dogg’s «Still».

Ab aufs Velo, und weiter. Die Windböen sind spürbar stärker geworden, und die Vögel fliegen tief. Wir sausen über den Münsterplatz durchs rumplige, schattige Gässchen, vorbei an Golden Goose und Jil Sander, über die volle Gemüsebrücke, ins Dörfli, und drücken uns schliesslich zusammen auf der Stufe eines Hauseingangs beim Kon-Tiki mit unseren Quöllfrischs. Der Typ an der Bar hat Dreads und türkise Augen. Klar wie ein Bergsee, in einem Western, findet Elina.

Danielle, die schon 4 Kinder hat, zieht uns alle hoch, breitet ihre Regenjacke auf der Treppe aus, und dann dürfen wir uns wieder setzen.

Manuela gräbt unsere Tickets, die ich organisiert hatte, aus dem Rucksack aus. Die Vorstellung im Pfauen beginnt um 20:15.

Sonja holt beim Geylan so viele Kebaps, wie sie tragen kann, sodass es um 19:56 beinahe zum Geschrei kommt während die letzte, Elina, sich noch Joghurtsauce von den Handgelenken leckt, und jede sich irgendein Velo schnappt.

Es fängt an zu wetterleuchten.

Der Rucksack mit den Tickets ist ganz allein beim Hauseingang geblieben, was wir im Pfauen-Foyer feststellen. Aus dem Saal dringt schon «The Fresh Prince of Bel Air».

«Das ist schon «Früchte des Zorns», oder?» Danielle.

Ich stürze den Rindermarkt hinunter, kippe das Velo vors Kon-Tiki, und stütze klatschnass keuchend die Handflächen auf die Knie während mir der Barkeeper den Rucksack über die Bar reicht. «Musstest mich um jeden Preis wieder sehen?» Ich schaue zu ihm hoch, er grinst mich breit an, und ich nicke enthusiastisch, denn seine Augen sind wirklich wie ein Bergsee.

Zuerst wird der Rucksack uns weggenommen und von einer Garderobendame davongetragen, die ihre Lippen in die linke Backe hinein zusammenrafft. Haargenau 8 Minuten nach dem Vorstellungsbeginn werden wir in den Saal hineingeschubst (Und gället Sie, liislig!), denn genau dann findet auf der Bühne ein Krach statt, sodass unser Einlass keine gröbere Störung darstellen würde.

Die Auseinandersetzung, zwischen Tom und grandpa, ist damit behoben, dass Tom grandpa Ohrmedizin in die Kehle giesst, damit grandpa sich beruhigt. Infolgedessen stirbt grandpa wenige Momente danach. Tom wird von Nils Kahnwald gespielt, und grandpa von Wiebke Mollenhauer. Somit trägt grandpa ausser einer Gucci-Trainerhose auch einen langen goldbraunen Zopf.

«Ich glaube, ich will das nicht sehen», höre ich Danielle Elina zuflüstern.

Klar weiss ich, dass Rüpings «Früchte des Zorns» ausgespielt hat. Das ist eine Fantasie, erinnern wir uns. «Wenn alles so wäre, wie ich es kenne und liebe».

Und so trample ich so manchen sitzenden Persönlichkeiten auf die Füsse, während wir uns durch die enge Reihe zu unseren Plätzen durchdrängeln.

«Tom, was hast du getan?», ist, endlich, der erste Satz des Stücks, den ich mitkriege. Ich sinke in den abgewetzten roten Plüsch, schäle meine Nikes und die verschwitzten Socken mit meinen Zehen ab, und umarme die Knie. «Was hast du getan, Tom?» Beim Applaus am Schluss werde ich feststellen, dass ich mir die Nagelhäutchen zerfetzt habe vor Anspannung.

Mama Joad trägt ein dunkelblaues Kleid, das wie eine Arbeiteruniform aussieht, und dazu Doc Martens. Die Familie bläst mittels einer lauten elektrischen Pumpe irgendetwas Ungeheuerliches auf. Ein Gummi-Baumstamm.

Während der Pause schauen wir draussen in Stille dem tobenden Hagelgewitter zu. Ich habe meine Schuhe und Socken unter dem Sitz der Frau vor mir gelassen und lache, wenn Eislegos meine Fusssohlen pieksen.

Zurück im Saal, und Benjamin Lillie, auf zwei Sitzlehnen balancierend, heizt uns alle an, mit ihm zusammen den «Fresh Prince of Bel Air» zu rappen. Ich bestaune den Anblick. Ein dürrer, durchsichtiger Typ, seine Gesichtszüge wie zerstrittene Familienmitglieder. Das eckige Kinn will ums Verrecken weg von den verschiedenen Ohren, und die massive Unterlippe hat die regenwurmdünne obere aufgefressen.

«Der wäre ein perfekter Elfenkönig», lacht Manuela.

Bis zum Schluss der Vorstellung fange ich an vier Stellen an zu weinen.

Der Pfauen spuckt uns in eine frische, dunkle, verwandelte Welt hinein. «Und was jetzt, Mutter? Was sollen wir jetzt tun?» Sonja sticht mich mit dem Ellbogen während ich in ein mehrfach gebrauchtes Nastüchlein hineinhupe. «Die ganze Ernte ist zum Teufel gegangen.» Ich höre auf zu weinen und haue sie mit meiner nassen Socke. Danielle sagt kein Wort zu mir.

In einem Hinterhof an der Dienerstrasse brezeln wir uns auf. Da ich keine Nastüchlein mehr habe, benütze ich das T-Shirt von Elina, das sie gegen ein Pailletentop ausgetauscht hat.

«Nein, danke, zu winterlich. Warte, was ist’s eigentlich für eins?», Sonja kneift die Augen zusammen, um die Schrift auf Elinas Parfümfläschchen zu lesen, «Versus. Ganz geil, wo hast du das denn her? Hab ich seit Jahren nirgends mehr gesehen!»

Manuela presst meine Wimpern in die Zange und schreckt heftig auf, als eine Katze in der Nähe aufkreischt. Im zwiebelfarbigen Strassenlicht sehe ich trotz Schmerztränen gekräuselte Härchen aus der Zange flattern. Sie umarmt mich und drückt mir die tropfende Weissweinflasche in die Hand, die wir herumreichen.

Einmal in die Zukki heruntergestiegen, möchte ich sofort wieder hinaus. Die über der Bar aneinander gedrängten Discokugeln im stinkenden Nebel erinnern mich an Aprikosen in frostiger Morgendämmerung. Ich denke wieder an Mama Joads Dr. Martens, ihre roten, verhornten Hände, und fliehe die Treppen hoch in die pumpenvolle Bar 3000, wo ich lange mit meinem Club Mate vor den zwei grossformatigen Fotos stehe, ohne sie wirklich zu sehen, und werde ganz adrenalinschaurig, als jemand Erik Sumos «Real Moustache» auflegt. Ein unendlich süsser Typ mit langen Haaren im schlampigen Knoten zwinkert mir zu.

Irgendwann zwischen 2 und 3 Uhr drängeln wir uns wieder auf der gleichen Regenjacke herum, auf einer Bank beim Brunnen von Piranhaplatz, und teilen uns einen Feta-Spinat Strudel, oder Speta-Finat, je nachdem, wie viele Shots man hatte, vom Happy Beck.

«Sag mal, was gibt es denn da so viel zum Grübeln an diesem Scheissstück? Es ist einfach nur … deprimierend. Depressiv, Mann! So ein weiteres scheiss feel-bad piece.» Manuela.

Im rauchgehüllten Langstrassenlicht wiegen wir uns zu irgendwelchem abgewetzten Hiphop aus der Longstreet Bar, Raeggeton aus dem Piranha, lautem Grölen der Stammtischler von der anderen Bank, und betrunkenem Geschrei. Einer Theaterbühne ist die Langstrasse nicht unähnlich. Hätte Arthur Schnitzler Freude an ihr! Für jeden findet sich was, für den jungen Herr und das süsse Mädel, den Dichter und die Schauspielerin, den Grafen und die Dirne.

«Lass deine Finger in Ruhe, Maja!»

«Es ist kein Scheissstück, Manuela!» Ich putze mir die Nase mit der fettigen Serviette.

«Irgendwie bist du ein totaler Snob geworden, seit du im Theater arbeitest,…»

«Woah! Easy da, ok? Erstens, ich arbeite nicht im Theater, …»

«…gemeint, seit wann ist etwas nur deswegen kein Schrott, weil es im Pfauen gezeigt wird?»

Ein Kaleidoskop aus buntem Terror, diese Langstrasse, ein trauriges Karneval, wo Pennywise, Edward Scissorhands und Mad Max sich umarmen und Gutenacht sagen.

«Hey! Bist du noch da? Das ist meine Freizeit! Hallo! Uuusgaaang! Und da will ich nicht, ich will…ich, …»

«Ja. Verstehe ich schon, voll. Es ist einfach, ja, wir hatten auch nichts, als wir herkamen, in die Schweiz. Mama und mein Bruder, und ich. Und diese Familie…»

«Oh. So meinst du das.»

«Naja, es ist nicht nur das! Mir hätte das Stück auch ohne irgendeinen persönlichen Bezug gefallen.»

«Hm!»

«Yep.»

«Das Stück, oder er?»

«Wer, er?»

«Wer, der Prinz, denk, von Bel Air, yoyoyooo! Der irgendwie auch Connie Rivers war, und dieser, …»

«Pfarrer?» Meine Kehle drückt plötzlich wieder.

«Ja.»

«Ja. Aha, nope, nicht mein Typ. Also künstlerisch sicher genial oder so. Ich habe Respekt vor jedem, ich meine allen, die ihren Job…»

«Blaaa.»

«Habe ich!»

«Du brauchst nicht zu…»

«Dann lass gut sein!»

Danielle und Sonja springen auf, um einem jungen Typ auf die Beine zu helfen, der sich hinter dem Piranhabrunnen übergeben hat und dort wohl auch eingesackt ist. Wir beide wollen etwas mehr Platz auf dem kostbaren Regenjackenmaterial ergattern, doch Elina hat sich schon der Länge nach ausgestreckt, und versucht, mir ihren Kopf auf den Schoss zu legen.

«Wie gehts dem Auge» schnurrt sie und räkelt sich genüsslich, in ihrem colafarbenen Glitzertöppchen.

«Ja, wie gehts dem Auge?» Manuela, kleinlaut.

Der Typ lehnt am Brunnen und wirft seinen Kopf zurück. Ein Bein auf den Rand des Brunnens gehoben massiert seine Freundin ihren blutenden Fuss. Ihre Riemchenstilettos hat sie zu den Bierflaschen in den Plastiksack hinzugestopft. Ein Absatz so dünn wie ein Ohrstäbchen hat bereits das dünne blaue Nylon durchstochen. Morgen wird sie auf dem Bauch liegend ins Kissen hineinbrüllen, während ihre jüngere Schwester ihr kichernd auf den Beinen sitzt damit die ältere ihr mit einer Pinzette Glassplitter aus den Zehen ziehen kann.

«Jö, danke! Besser.»

«Ja? Sieht rot aus.»

«Du, mach dir keinen Kopf. Ich wollte schon immer diese Wimpern aus «Clockwork Orange» ausprobieren, jetzt kaufe ich sie mir.»

«Was Orange…?»

«»Clockwork Orange». Der Film, mit dieser Milchbar. Wo Caligula mitspielt.»

«Oh, der», Manuela erschaudert angewiedert. «Meinst du, wir sollten der dort unsere Socken oder so anbieten?»

Danielle labert eingehend auf die Freudin des Typs ein. Vermutlich damit diese ihre Schuhe wieder anzieht.

Danielle und Sonja springen auf, um einem jungen Typ auf die Beine zu helfen, der sich hinter dem Piranhabrunnen übergeben hat und dort wohl auch eingesackt ist. Wir beide wollen etwas mehr Platz auf dem kostbaren Regenjackenmaterial ergattern, doch Elina hat sich schon der Länge nach ausgestreckt, und versucht, mir ihren Kopf auf den Schoss zu legen.

«Wie gehts dem Auge» schnurrt sie und räkelt sich genüsslich, in ihrem colafarbenen Glitzertöppchen.

«Ja, wie gehts dem Auge?» Manuela, kleinlaut.

Der Typ lehnt am Brunnen und wirft seinen Kopf zurück. Ein Bein auf den Rand des Brunnens gehoben massiert seine Freundin ihren blutenden Fuss. Ihre Riemchenstilettos hat sie zu den Bierflaschen in den Plastiksack hinzugestopft. Ein Absatz so dünn wie ein Ohrstäbchen hat bereits das dünne blaue Nylon durchstochen. Morgen wird sie auf dem Bauch liegend ins Kissen hineinbrüllen, während ihre jüngere Schwester ihr kichernd auf den Beinen sitzt damit die ältere ihr mit einer Pinzette Glassplitter aus den Zehen ziehen kann.

«Jö, danke! Besser.»

«Ja? Sieht rot aus.»

«Du, mach dir keinen Kopf. Ich wollte schon immer diese Wimpern aus «Clockwork Orange» ausprobieren, jetzt kaufe ich sie mir.»

«Was Orange…?»

«»Clockwork Orange». Der Film, mit dieser Milchbar. Wo Caligula mitspielt.»

«Oh, der», Manuela erschaudert angewiedert. «Meinst du, wir sollten der dort unsere Socken oder so anbieten?»

Danielle labert eingehend auf die Freudin des Typs ein. Vermutlich damit diese ihre Schuhe wieder anzieht.

Ich schaue hinunter auf meine Füsse und starre sie einen Moment lang verständislos an. Ich trage nur einen Socken, den anderen haben wir als Handtuch benützt, nachdem wir Sonjas herausgesprungene Velokette wieder eingefädelt hatten.

Grüppchen ziehen an uns vorbei, Bässe lassen den glitschigen Boden vibrieren. Eine Weile versuche ich, den frischesten Kaugummi auf dem Asphalt zu bestimmen. Aus der kränklich grünen Lichtkugel des Palästinensergrills schwebt eine fiese Note Frittieröl durch die Frühlingsluft. Es fängt wieder an zu nieseln.

Elina ist eingeschlafen. Aus irgendeiner Tasche grabe ich einen Pulli aus und lege ihn unter den Kopf, stehe auf, und während ich mich strecke, sticht mich plötzlich eine besoffene Wahnsinnige mit ihrem spitzen Finger in den kurz entblössten Bauchnabel. Ich fahre aus der Haut, und sie rennt schreiend vor Lachen davon. Ich unterdrücke den Impuls, ihr meine Bierflasche nachzuschmeissen.

Danielle und Sonja spritzen jetzt dem Typ Wasser ins Gesicht damit er nicht einschläft. Beide erstarren überrumpelt, als ich ihm den Bierrest aus der Flasche ins Gesicht peitsche.

«Sag mal, du bist heute voll gestört!»

«Stehe auf und kümmere dich um deine Freundin!» schreie ich den überrumpelten Typ dämlich an. Die Freundin fängt an, zu weinen.

«Los, gehen wir», und ziehe Danielle und Sonja grob hoch.

«He, was soll das!»

Die beiden tauschen einen Blick mit Manuela aus. Die signalisiert «später». Jemand schüttelt Elina. Erst wenn sie «Hive» hört richtet sie sich auf wie ein Schachtelclown.

Auch ich komme erst im Hive sanft hinunter. Lauter Bekloppte in Sonnenbrillen lullen sich sanft in den Schlaf zum Remix von Four Tet. In der Frauentoilette öffne ich eins von den vielen farbigen Fensterchen und atme die indigo Dämmerungluft ein.

Das bringt nichts, denke ich, nichts. Nichts als hohl, dass jetzt ich im Theater ein paar Tränchen herauslasse über das Schicksal der Joads, so abgepolstert von Dunkelheit und Plüsch und Freunschaft, von Babyspeck, angesäuselt und alles in allem seelenruhig. Ja, «es gibt Verbrechen hier, für die es keine Worte gibt», Beni, und jetzt? Was tun, wo anfangen?

Wir lassen Elina und Manuela im Hive, holen Doughnuts, und legen uns mitten auf die Josefwiese. Die Vögel drehen durch, wir machen Schnee-Engel im Tau.

«Denkt ihr, die blasen dieses … eh, kotzefarbene Baum-Kaktus-Gruselding jede Vorstellung neu auf und wieder aus?» Sonja, schläfrig. Danielle zuckt.

Ich fange an, «hör mal, vielleicht sollten wir besser nicht mehr über die Vorstellung sprechen, …»

«Oh, mir hat sie gefallen.» Sie schickt Danielle ein Luftküsschen.

Wir schweigen und und stopfen uns ein Doughnut nach dem anderen in den Mund.

«Und?» Danielle.

«Aha, doch, ja! Tun sie», ich, überrascht.

«Warum weisst du das?»

«Es gehört dazu?»

«Was jetzt?»

«Es ist nicht wortwörtlich gemeint. Das Aufblas…Ding steht vermutlich für diesen ganzen rags to riches shit, auf den Amis so voll stehen.»

«Ich komm nicht draus.»

«Ich auch nicht, weil das schafft in Wirklichkeit kaum jemand. Jeder sechste oder so Ami ist auf Sozialhilfe.»

«Sag nicht Ami.»

«Pardon, Ami Schrägstrich Amiköse.»

«Ha ha.»

«Amöse? Besser?»

Ich weiche ihrem Ellbogen aus.

«Hoffnung halt. Auf ein besseres Leben in Kalifornien, oder was weiss ich, dieses Sprichwort, «Luftschlösser bauen»? Das wurde hier glaub wortwörtlich genommen.»

Stirnrunzeln.

«Ich hab acht Jahre lang Englisch studiert.»

Sofia seufzt, «ja, schon bitz lang. Und du meinst so, die blasen so ihr Schloss auf? So, sagen wir, das Ding ist dann Kalifornien in ihrer Fantasie, und das Aufblasen steht gleichzeitig für Fahren, näher kommen? Das Ding wird so immer grösser …». Sie gestikuliert veranschaulichend mit ihrem Erdbeer-Marshmallow Doughnut.

«Voll, stimmt.»

«Ok» Danielle, nachdenklich. «Und die Strasse?»

«Was ist mit der?»

«Was repräsentiert dann die route 66?»

Wir überlegen.

«Will den noch jemand?» Danielle greift in die Schachtel mit dem letzten Doughnut, Erdnussbutter-Himbeere. Sofia ist eingeschlafen.

«Also sagt das Stück schlussendlich aus, man soll besser nicht hoffen oder so?»

«Ich glaube nicht. Nein, eigentlich eben gerade nicht! Es endet ja auch irgendwie schön.»

Wir schweigen während die Sonne über den Bäumen aufgeht.

Autorin: Maja Bakuš